Month: June 2025

Politische Statements des DGB: Positionen zu zentralen Arbeitsmarktthemen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) prägt die arbeitsmarktpolitische Debatte mit klaren Positionen. Im Fokus stehen tarifliche Gestaltung, soziale Sicherung, Mitbestimmung, Weiterbildung, Digitalisierung und faire Löhne. Der Beitrag bündelt zentrale Statements, ordnet sie in aktuelle Reformprozesse ein und zeigt Konfliktlinien zwischen Sozialpartnern und Politik.

Inhalte

Tarifbindung gezielt stärken

Tarifflucht, Lohndumping und die Zersplitterung von Liefer- und Dienstleistungsketten schwächen die kollektive Regelungskraft in weiten Teilen des Arbeitsmarkts. Der DGB setzt auf einen verbindlichen Ordnungsrahmen, der Unternehmen belohnt, die sich an Tarifverträge halten, und Wettbewerbsnachteile für faire Betriebe beseitigt. Priorität haben eine bundesweite Tariftreue in der öffentlichen Auftragsvergabe, ein erleichtertes Verfahren zur Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) von Branchentarifverträgen sowie die Stärkung von Mitbestimmung und Kontrollen. Ziel ist ein belastbares Netz aus Tarifstandards, das Produktivität und Einkommen koppelt, Lohnungleichheit abbaut und die sozial-ökologische Transformation planbar macht.

  • Bundesweites Tariftreuegesetz: Öffentliche Aufträge nur an tarifgebundene Betriebe; wirkungsvolle Nachweise und Sanktionen.
  • AVE vereinfachen: Absenkung rechtlicher Hürden und zügige Verfahren, wenn öffentliches Interesse besteht.
  • Mitbestimmung ausbauen: Leichtere Betriebsratsgründungen, Schutz vor Behinderung, digitale Zugangsrechte der Gewerkschaften.
  • OT-Mitgliedschaften begrenzen: Fehlanreize in Arbeitgeberverbänden reduzieren, Tarifflucht erschweren.
  • Tarifregister & Transparenz: Verlässliche Datenbasis für Kontrolle, Forschung und zielgenaue Politik.
  • Staatliche Kontrollen stärken: Mehr Ressourcen für FKS und Länderbehörden; wirksame Bußgelder bei Verstößen.
  • Förderlogik anpassen: Steuerliche Begünstigungen und Investitionshilfen an Tarifbindung koppeln.
  • Branchenfokus: Pflege, Einzelhandel, Logistik, Gastronomie und Plattformarbeit durch Branchentarifverträge stabilisieren.
Instrument Kurzbegründung Zuständigkeit
Tariftreue bei Vergaben Steuergeld fördert fairen Wettbewerb Bund/Länder
AVE erleichtern Tarifstandards breit verankern Bund
Mitbestimmung stärken Betrieblicher Zugang zu Tarifbindung Bund
Kontrollen & Sanktionen Rechtsdurchsetzung sichern Bund/Länder
Transparenz & Register Monitoring und Evidenz schaffen Bund

Höhere Tarifbindung stabilisiert die Kaufkraft, reduziert Aufstockungsbedarfe, fördert Standards in Weiterbildung und sichert Fachkräfte über attraktive Arbeitsbedingungen. Flankierend braucht es branchenspezifische Fahrpläne mit messbaren Indikatoren (Tarifquote, Lohnspreizung, Betriebsratsdichte), regionale Schwerpunkte insbesondere in Ostdeutschland sowie eine kohärente Förderpolitik, die öffentliche Mittel konsequent an Tarifverträge, Gleichstellung und Arbeits- und Gesundheitsschutz bindet.

Mindestlohn real erhöhen

Preissteigerungen und Produktivitätszuwächse erfordern eine Anpassung des Lohnuntergrenzniveaus, damit Kaufkraft gesichert und Lohndumping verhindert wird. Gefordert wird eine regelgebundene Anhebung auf mindestens 60 Prozent des Medianlohns gemäß EU-Richtlinie zu angemessenen Mindestlöhnen, ergänzt um eine jährliche Inflationsnachholung. Die Mindestlohnkommission soll ein verbindliches Mandat erhalten, sich an Inflation, Medianlohn, Produktivität und Tarifentwicklung zu orientieren, politische Ad-hoc-Entscheidungen zu vermeiden und Tariferhöhungen nicht zu unterlaufen. Für Auszubildende, Branchen mit hohen Zuschlagsanteilen sowie Plattform- und Subunternehmerketten sind klare Klarstellungen nötig: Zuschläge, Trinkgelder und Sachleistungen dürfen die Lohnuntergrenze nicht ersetzen.

Wirksamkeit entsteht erst durch Durchsetzung: flächendeckende Arbeitszeitaufzeichnung, gestärkte Finanzkontrolle Schwarzarbeit, höhere Bußgelder bei systematischer Unterschreitung, sowie die Verknüpfung öffentlicher Aufträge mit Tariftreue und Mindestlohn-Compliance. Notwendig sind zudem branchenspezifische Ergänzungstarife über dem gesetzlichen Minimum, eine Entkopplung der Minijob-Grenze von Mindestlohnanhebungen, sowie transparente Unterkunfts- und Verpflegungskostenregelungen für mobile Beschäftigte. Ziel ist ein Mindestlohn, der reale Lebenshaltungskosten abdeckt, Tarifbindung stärkt und Wettbewerbsfähigkeit über faire Produktivität statt über niedrige Löhne definiert.

  • Zielpfad: stufenweise auf 60 % des Medianlohns in 2-3 Jahren
  • Indexierung: jährliche Inflationsnachholung plus Produktivitätsfaktor
  • Durchsetzung: digitale Zeiterfassung, FKS-Ausbau, höhere Sanktionen
  • Tarifbindung: erleichterte Allgemeinverbindlicherklärung, Tariftreue bei Vergaben
  • Klarstellung: Zuschläge/Trinkgelder nicht anrechenbar, Kettenhaftung im Subcontracting
  • Sozialpolitik: Minijob-Grenze statisch, keine Ausweichanreize in prekäre Jobs
Maßstab Zielwert Begründung
Medianlohn-Quote ≥ 60 % Angemessenheit nach EU-Standard
Inflationsausgleich jährlich Kaufkraft sichern
Produktivität +0,5-1,0 %-Pkt. Teilhabe am Wachstum
Kontrolle FKS +25 % Stellen Wirksame Durchsetzung

Weiterbildung offensiv fördern

Weiterbildung wird als Kernbaustein von Beschäftigungssicherheit und Produktivität positioniert: gefordert werden ein gesetzlicher Anspruch auf bezahlte Bildungszeit, paritätisch verwaltete Qualifizierungsfonds in Branchen, sowie eine verlässliche öffentliche Kofinanzierung für Betriebe und Beschäftigte – insbesondere in KMU. Betriebsräte sollen mitbestimmte Qualifizierungspläne verankern, Beratung und Matching durch die BA ausbauen und Abschlussorientierung sichern. Im Fokus stehen digitale, grüne und soziale Kompetenzen, der Abbau von Hürden für Geringqualifizierte und Migrantinnen/Migranten sowie die Anerkennung modularer Abschlüsse (Micro-Credentials) in Tarif- und Betriebsvereinbarungen.

  • Bezahlte Bildungszeit mit Lohnersatz und Rechtsanspruch
  • Branchenfonds für Weiterbildung, paritätisch gesteuert
  • Bildungsteilzeit über Arbeitszeit- und Lernzeitkonten
  • Transformations-Kurzarbeit mit verpflichtender Qualifizierung
  • Tarifliche Anerkennung von Micro-Credentials
  • Regionale Transformationszentren für Beratung und Vernetzung
Instrument Ziel Finanzierung
Bezahlte Bildungszeit Zeit & Einkommen sichern Arbeitgeber + Staat
Branchenfonds Skalierbare Angebote Umlage paritätisch
Transformations-BAföG Abschlussorientierung Bundesmittel
Transformationszentren Beratung & Matching Länder/ESF
Lernzeitkonten Planbare Qualifizierung Betrieblich

Für Wirksamkeit braucht es Qualitätsstandards, transparente Bildungsmonitoring-Systeme und eine Verzahnung mit Anerkennung ausländischer Qualifikationen sowie Fachkräfteeinwanderung. Vorgeschlagen werden ein nationaler Rahmen für Kompetenzportabilität, interoperable Open-Source-Lernplattformen, gezielte Steueranreize an Tarifbindung geknüpft und eine verpflichtende Wirkungsevaluation öffentlicher Programme. So wird eine verlässliche Infrastruktur geschaffen, die Beschäftigte im Wandel hält, Betriebe innovativer macht und regionale Wertschöpfung stärkt.

Mitbestimmung digital ausbauen

Gefordert wird eine Aktualisierung der rechtlichen Rahmenbedingungen, damit betriebliche Beteiligungsrechte auch dort greifen, wo Arbeit über Apps, Clouds und KI-Systeme organisiert wird. Im Fokus stehen Transparenzpflichten für algorithmisches Management, verbindliche Informationsrechte zu Datenflüssen sowie sichere, barrierefreie Kommunikationskanäle für Betriebsräte und Gewerkschaften. Hybride und elektronische Wahl- und Beschlussverfahren werden rechtssicher ermöglicht, flankiert von hohen Sicherheitsstandards, wirksamer Aufsicht und klaren Verantwortlichkeiten in der Plattformökonomie.

  • Algorithmische Entscheidungen offenlegen: Erklärbarkeit, Audit-Möglichkeiten und Mitbestimmung bei KI-Einführung.
  • Hybride Betriebsratswahlen ermöglichen: Digitale und Präsenzverfahren kombinieren, rechtssicher und inklusiv.
  • Digitale Zugangsrechte für Gewerkschaften: Zugang zu betrieblichen Kommunikationskanälen, inkl. Remote-Belegschaften.
  • Datenschutz und Mitbestimmung verzahnen: Betriebsvereinbarungen zu Datenminimierung, Profiling und Monitoring.
  • Qualifizierung ausbauen: Fortbildungsansprüche zu Datenkompetenz, KI-Grundlagen und IT-Sicherheit.

Konkret werden verbindliche Standards für technische Systeme in der Arbeitssteuerung, ein starker Rechtsrahmen für virtuelle Betriebsratsarbeit sowie kollektivvertragliche Leitplanken für Daten- und KI-Nutzung vorgeschlagen. Ziel ist ein verlässlicher Ordnungsrahmen, der Innovationsfähigkeit mit Beschäftigtenrechten verbindet, Mitgestaltung auf Distanz ermöglicht und betriebliche Demokratie auch in verteilten, datengetriebenen Strukturen absichert.

Instrument Ziel
Transparenz-Dashboard Nachvollziehbare KPIs und Algorithmen
Betriebsrats-Cloud Sicherer Austausch und Beschlüsse
Digitale Sprechstunden Niedrige Beteiligungshürden
KI-Folgencheck Risiken früh erkennen
Daten-Rahmenvereinbarung Klare Regeln zu Nutzung und Schutz

Fachkräfte durch Migration

Gezielte Zuwanderung kann die Qualifizierungs- und Ausbildungsoffensive sinnvoll ergänzen, ersetzt sie aber nicht. Maßstab sind Gleichbehandlung ab dem ersten Arbeitstag, Tarifbindung und wirksame Kontrollen gegen Ausbeutung. Anerkennungsverfahren müssen schneller, transparenter und gebührenarm werden, mit verbindlichen Fristen und digitaler Verfahrensführung. Notwendig sind ausreichend Personal in Auslandsvertretungen und Ausländerbehörden, berufsbezogene Sprachförderung sowie bezahlbarer Wohnraum. Flankierend braucht es unabhängige Beratung – etwa durch gewerkschaftsnahe Servicestellen – damit Rechte auf Mindestlohn, Arbeitszeit, Gesundheitsschutz und Mitbestimmung durchgesetzt werden können.

  • Faire Anwerbung nach dem Prinzip: Arbeitgeber tragen sämtliche Rekrutierungs- und Visakosten.
  • Qualifikationsanerkennung mit Teilanerkennung, Nachqualifizierung und verbindlichen Standards.
  • Sichere Aufenthaltstitel mit Wechselmöglichkeiten und kurzer Frist bei Arbeitsplatzverlust.
  • Familiennachzug und Integrationsangebote als Bestandteil nachhaltiger Fachkräftesicherung.
  • EU-weite Durchsetzung von Equal Pay, Entsende- und Mindestlohnregeln, einschließlich Kontrollen der Lieferketten.

Rekrutierung muss sozialverträglich gestaltet sein: ethische Standards verhindern Abwerbung aus Mangelberufen in Herkunftsländern; bilaterale Abkommen brauchen Mitbestimmung der Sozialpartner, Ausbildungskooperationen und Rückkehroptionen. Für zentrale Sektoren – Pflege, Bau, Logistik, IT, Industrie – gelten Tarif- und Branchenmindestlöhne ohne Ausnahme. Nötig sind zugelassene Vermittler mit Haftung, Sanktionen bei Gebührenforderungen sowie Portabilität von Renten- und Versicherungsansprüchen. Datenbasierte Engpassanalysen, eine One-Stop-Struktur für Verfahren und Beratung sowie der Ausbau öffentlicher Infrastruktur sichern nachhaltige Integration am Arbeitsmarkt und im Alltag.

Instrument Gewerkschaftliche Position Ziel
Anerkennung Fristen, Teilanerkennung, Nachqualifizierung Schneller Einstieg
Rekrutierung Employer-pays, geprüfte Vermittler Schutz vor Gebühren
Arbeitsbedingungen Equal Pay, Tarifbindung, Kontrollen Faire Löhne
Aufenthalt Wechselrecht, Familiennachzug Planungssicherheit

Was sind die Kernanliegen des DGB in der Arbeitsmarktpolitik?

Der DGB betont starke Tarifbindung, existenzsichernde Löhne und gute Arbeitsbedingungen. Prioritäten sind Mitbestimmung, Qualifizierung in der Transformation, sichere Beschäftigung sowie verlässlicher sozialer Schutz vor Armut und Prekarität.

Welche Position vertritt der DGB zu Mindestlohn und Tarifbindung?

Zum Mindestlohn verlangt der DGB eine verlässliche Erhöhung durch eine gestärkte, unabhängige Kommission und Tariftreue in öffentlichen Aufträgen. Ziel ist, Löhne zu heben, Dumping zu verhindern und flächendeckende Tarifbindung auszubauen.

Wie steht der DGB zur Arbeitszeitgestaltung und Flexibilität?

Der DGB setzt auf Arbeitszeitsouveränität mit klaren Grenzen: planbare Arbeitszeiten, mehr Mitbestimmung und Recht auf Nichterreichbarkeit. Flexibilität soll durch Tarifverträge geregelt werden, Überstunden begrenzt, Gesundheit geschützt.

Welche Maßnahmen fordert der DGB für Fachkräftesicherung und Weiterbildung?

Für die Fachkräftesicherung fordert der DGB eine öffentliche Weiterbildungsoffensive, tariflich abgesicherte Bildungszeiten und faire Migration. Betriebe sollen ausbilden, Qualifizierung in Kurzarbeit stärken und Anerkennung ausländischer Abschlüsse erleichtern.

Was fordert der DGB in Digitalisierung und ökologischer Transformation?

Bei Digitalisierung und Klimawende verlangt der DGB Investitionen, Tarifbindung in neuen Branchen und Standortpolitik mit Beschäftigungsgarantien. Strenge Daten- und Plattformregulierung soll Mitbestimmung sichern, Qualifizierung soziale Spaltungen verhindern.

Branchen im Fokus: Wo es 2025 besonders kritisch wird

Steigende Zinsen, geopolitische Spannungen und beschleunigte Digitalisierung verschieben 2025 die Risikolandkarte. Besonders exponiert sind Bau und Immobilien, Automobilindustrie, Energie- und Chemiesektor, Handel sowie Logistik. Dieser Überblick ordnet Treiber, Verwundbarkeiten und mögliche Wendepunkte nüchtern ein.

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Energie: Preisrisiken managen

Preisbildungsmechanismen bleiben 2025 von hoher Volatilität geprägt: geopolitische Risiken, schwankende LNG-Zuflüsse, wetterabhängige Einspeisung, knappe Reservekapazitäten und ein breites CO2-Preis-Band treiben die Spreads. Besonders kritisch wird die Kopplung von Gas- und Strompreisen, Netzentgelte und Umlagen verschieben Kostenkurven zusätzlich. Branchen mit hohem Baseload und begrenzter Lastflexibilität tragen überproportionale Risiken, zumal Terminmärkte zwar Liquidität bieten, aber Basis- und Profilrisiken nur bedingt abdecken.

  • Besonders exponiert: Chemie, Stahl, Papier, Zement/Glas, Rechenzentren, Kühlketten, E-Mobilitätsinfrastruktur, Fernwärme/Eigenversorgung.
  • Preistreiber: CO2-Kosten, Peak-Lastfenster, Netzentgelte, Wetter- und Wasserstandsrisk, Wartungen/Outages, FX bei LNG.
  • Risikotypen: Termin-/Spot-Basis, Volumen- und Profilabweichungen, Intraday-Rebalancing, Margining-/Liquiditätsrisiko.
Baustein Zweck Zeithorizont Hinweis
Tranchenbeschaffung Preisglättung 6-24 Monate Einfach, planbar
Optionen (Cap/Collar) Spitzenrisiken deckeln 1-12 Monate Prämienbudget
PPA (Fix/Floor) Teilfixierung & Grünstrom 5-12 Jahre Profil-/Mengenrisiko
Demand Response Peak-Kosten senken Day-Ahead/Echtzeit Prozessgrenzen
Batteriespeicher Arbitrage/Netzentgelt 1-4 Stunden CAPEX/Use-Case

Wirkungsvolle Absicherung kombiniert Beschaffungsmodelle (Tranchen, strukturierte Produkte, PPA) mit Flexibilitätsoptionen (Demand Response, Peak Shaving, Speicher) und einer klaren Governance. Zentrale Elemente sind Hedging-Policy und Limits, szenariobasierte Stress-Tests (Kältewelle, Kraftwerksausfall), Liquiditätsmanagement für Margining sowie vertragliche Index- und Preisgleitklauseln. Datengetriebene Forecasts, automatisierte Ausschreibungsfenster und Intraday-Rebalancing reduzieren Profil- und Ausgleichsenergiakosten; GoO-Strategien und Herkunftsnachweise sichern Dekarbonisierungsziele ohne Blindleistung auf den Preis.

  • KPI-Set: Hedging Ratio, Fix/Float-Anteil, Duration-Coverage, VaR/Earnings-at-Risk, Kosten/MWh vs. Budget, CO2-Intensität.
  • Prozess: Limitüberwachung, Stop-Loss/Take-Profit, Collateral-Planung, Abweichungs- und Prognosegüte-Tracking.
  • Compliance: REMIT-/EMIR-Prüfung, Nachhaltigkeitskriterien, Lieferantenbonität, Netz- und Abgabenroadmap.

Bau/Immo: Liquidität sichern

Zinsplateau, Refinanzierungswelle und volatile Baukosten erhöhen 2025 den Druck auf Cashflows entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von Generalunternehmern bis zu Bestandshaltern. Margen werden durch verzögerte Genehmigungen, schwache Vorverkäufe, Leerstände im Gewerbe und Nachfinanzierungsbedarf in laufenden Projekten ausgehöhlt. Gleichzeitig belasten Covenants (DSCR, ICR, LTV) sowie strengere Bankanforderungen die Handlungsfähigkeit. Entscheidend ist, den Cash Conversion Cycle zu verkürzen, Projektkalkulationen dynamisch anzupassen und einen belastbaren 12-18-Monats-Liquiditätskorridor zu sichern – inklusive Szenarioanalysen zu Bauzeit, Vermietungsgrad und Capex.

Priorität haben Instrumente, die Zahlungsströme vorziehen, Risiken teilen und Kapital binden, wo Rendite am höchsten ist: Forward Funding bei Entwicklern, Indexmieten und Service-Charge-Recovery im Bestand, Abschlags- und Nachtragsmanagement im Bau. Portfolio-seitig zählen Triage (halten/partialisieren/verkaufen), Asset-Rotation und selektive Capex-Fokussierung auf werttreibende Maßnahmen (ESG- und Effizienzhebel mit kurzer Amortisation). Parallel sind Waiver, Laufzeitverlängerungen und Hedging-Anpassungen zentral, um Finanzierungskosten zu glätten und covenant-nahe Situationen zu entschärfen.

  • Abschlagsrechnungen beschleunigen durch lückenlose Baufortschrittsdokumentation und digitale Nachweise
  • Nachtrags- und Claims-Management systematisieren; Preisgleitklauseln konsequent aktivieren
  • Working-Capital optimieren: Anzahlungen erhöhen, Skonti nutzen, Lieferantenziele verlängern
  • Factoring/Forfaitierung für Forderungen aus Bauleistungen prüfen; Avalrahmen aktiv managen
  • Forward Funding/Joint Ventures zur Risiko- und Kapitalteilung bei Projektentwicklung
  • Capex-Freeze für nicht-kritische Maßnahmen; Fokus auf energie- und mietrelevante Investitionen
  • Covenant-Monitoring mit Frühwarnindikatoren; proaktive Waiver- und Maturity-Gespräche
  • Asset-Rotation/Sale-and-Leaseback zur Freisetzung von Liquidität ohne operative Einbußen
Hebel Effekt auf Liquidität Zeithorizont Risiko
Abschlagsrechnungen hoch kurz niedrig
Factoring mittel kurz Gebühren
Forward Funding hoch mittel Verhandlungsdauer
Capex-Fokus (ESG) mittel mittel Umsetzung
Waiver/Laufzeitverlängerung mittel kurz Covenant-Auflagen

Autozulieferer: Absatz neu denken

2025 verschärfen sich Preisdruck, Plattformkonsolidierung und Insourcing bei OEMs; zugleich verschiebt sich der Mix: Verbrenner-Volumina erodieren, während ausgewählte EKomponenten (Thermalmanagement, Leistungselektronik, Leichtbau) zulegen. Der klassische, RFQ-getriebene Teilevertrieb stößt an Grenzen, weil Softwareintegration, übergreifende Fahrzeugplattformen und TCO-basierte Vergaben dominieren. Erfolgreich bleibt, wer vom Komponentenlieferanten zum lösungsorientierten Entwicklungspartner wird, Angebote entlang von Plattform-Lebenszyklen bündelt, wertbasierte Preislogiken nutzt und Verfügbarkeitsrisiken mit belastbaren Indexklauseln absichert.

  • Von Teilen zu Systemen: Baugruppen mit Software-Stack und OTA-Fähigkeit statt Einzelkomponenten
  • Von Programmen zu Plattformen: cross‑OEM Portfolios, modulare Varianten, kürzere RFQ‑Zyklen
  • Von Kosten zu Wert: Funktions- und Performance-Pricing, Garantie- und Ausfallrisiko bepreisen
  • Von EU-zentriert zu multiregional: China‑angepasste Specs, Nordamerika-Localisation, Nearshoring
  • Von Capex zu Service: Pay‑per‑Use für Teststände, Remanufacturing, Lifecycle-Verträge
Hebel Zeitraum Wirkung
Plattform-Bundles Q1-Q2 Win-Rate ↑
Indexierte LTAs sofort Marge stabil
Design‑in Labs Q2-Q3 Time‑to‑Quote ↓
Aftermarket Pro laufend EBIT Mix ↑

Ein belastbarer Go‑to‑Market kombiniert Key-Account-Teams nach Plattformen, integrierte Engineering‑Sales‑Squads, datengetriebene Kalkulation (Commodity‑Indizes, PPAP‑Reifegrad) und digitale Kanäle wie B2B‑Marktplätze für Überhangkapazitäten. Wachstumsfelder entstehen durch Thermal- und Energiemanagement für BEV, OTA‑fähige Subsysteme mit Lizenzanteil, Circular-Angebote (Core‑Return, Reman, Second‑Life) sowie Service-Level-Verträge mit garantierten Ausfallraten. Parallel senkt ein schlankes Produktportfolio Komplexität, während Co‑Entwicklung mit Chip‑ und Softwarepartnern den Zugang zu neuen Spezifikationen sichert und Preistests auf funktionsbasierte Monetarisierung umstellt.

  • Segmentierung: Pipeline nach Antrieb, Softwareanteil, Reifegrad priorisieren
  • Preisarchitektur: Basispreis + Performance‑Add‑ons + Verfügbarkeitsprämie
  • Channel-Setup: Tier‑0.5‑Partnerschaften, lokale JVs, Dual‑Sourcing‑Compliance
  • Inventory as a Service: Konsignationslager mit KPI‑Bonus/Malus
  • Nachhaltigkeit verkaufen: CO₂‑Fußabdruck als Vergabekriterium mit EPD‑Nachweisen

Tech: KI-Regeln und Compliance

Ab 2025 verschiebt sich der Schwerpunkt von Strategie zu Umsetzung: Die EU‑KI‑Verordnung tritt schrittweise in Kraft, flankiert von DSGVO, DSA/DMA, NIS2 und sektoralen Spezialnormen. Besonders im Fokus stehen Systeme mit hohem Risiko, die nachvollziehbare Datenherkunft, belastbare Dokumentation (u. a. Model Cards, Datenblätter), Human-in-the-Loop‑Kontrollen sowie laufendes Post‑Market‑Monitoring nachweisen müssen. Für Basismodelle und generative Dienste rücken Evaluierungen, Sicherheits‑Benchmarks, Transparenzpflichten (z. B. Kennzeichnung synthetischer Inhalte, C2PA‑Signaturen) und Energie‑/Ressourcenberichte in den Vordergrund. Lieferkettenabhängigkeiten – vom Datenanbieter über Modell‑APIs bis hin zu Einbettungen in Fachprozesse – machen Audit‑Readiness und vertragliche Zusicherungen (IP‑Klarheit, Haftung, Update‑Zyklen) zur Pflicht, insbesondere in Gesundheit, Finanz, Mobilität, öffentlicher Hand und Medienplattformen.

Operationalisierung bedeutet Compliance‑by‑Design: zentral geführte Modell‑Register, Risikoklassifizierung pro Use‑Case, abgestufte Governance‑Gates vor Rollout, Red‑Teaming und Incident‑Reporting mit klaren SLAs. Unternehmen konsolidieren Richtlinien zu Datenminimierung und Bias‑Kontrollen, definieren Erklärbarkeits‑Profile je Anwendungsfall und setzen auf Standards wie ISO/IEC 42001 (AIMS), ISO/IEC 27001 sowie Branchenleitfäden (z. B. BaFin‑Erwartungen zu Modellrisiken). Technisch rücken Prompt‑/Output‑Provenance, Wasserzeichen, Content‑Authentizität und Policy‑Durchsetzung in Gen‑KI‑Pipelines in den Vordergrund; organisatorisch zählen Third‑Party‑Risikoprüfungen, Schulungen gegen „Shadow‑AI” und klare Rollen & Verantwortlichkeiten.

  • Gesundheit: strikte Datenherkunft, Bias‑Analysen, klinische Evaluierung vor und nach dem Rollout.
  • Bank/Fintech: Erklärbarkeit bei Scoring & Betrugserkennung, Modell‑Inventar, MRM‑Kontrollen.
  • Öffentlicher Sektor: Transparenz bei Entscheidungsunterstützung, Protokollierung, Barrierefreiheit.
  • Kritische Infrastrukturen: NIS2‑konforme Resilienz, Red‑Team‑Tests, strenge Access‑Kontrollen.
  • Medien/Plattformen: Deepfake‑Kennzeichnung, C2PA‑Signaturen, beschleunigte Notice‑&‑Action‑Prozesse.
  • Automotive/Mobilität: Sicherheitsmetriken für Wahrnehmung/Steuerung, Daten‑Replay, Homologation.
  • HR/EdTech: Fairness‑Nachweise, DSFA‑Pflichten, klare Zweckbindung und Aufbewahrungsfristen.
Branche Risiko 2025 Kernpflicht Sanktionshöhe
Gesundheit Sehr hoch Bias‑/Safety‑Tests Hoch
Bank/Fintech Hoch Erklärbarkeit Hoch
Öffentlich Hoch Transparenz Mittel
Automotive Mittel-hoch Safety‑Nachweise Mittel
Medien/Plattformen Mittel Labeling/Provenance Mittel

Finanz: Refinanzierung absichern

Höhere Zinsen, volatilere Spreads und selektiveres Kreditangebot verdichten 2025 die Maturity Wall quer durch mehrere Sektoren. Besonders dort, wo Cashflows zyklisch sind oder Vermögenswerte neu bewertet werden, steigt der Druck auf Covenants und Refinanzierungsmargen. Kapitalmärkte bleiben grundsätzlich offen, jedoch mit klarer Präferenz für Qualität und Transparenz, während Banken ihre Risikogewichte anheben und Private Credit selektiv Kapitallücken schließt. Entscheidend sind belastbare Planungsprämissen, frühzeitiges Liquidity Gatekeeping sowie optional gestaltete Finanzierungsfenster.

Branche Risiko Engpass Fenster
Gewerbeimmobilien Hoch LTV/Covenants H1/2025
Automobilzulieferer Mittel-hoch Auftragszyklus 2025-26
Energieintensive Industrie Hoch Strom/CO₂ Rollierend
Scale-ups (Tech/Health) Mittel Runway Quartalsweise
Erneuerbare-Projektierer Mittel PPA/Permits H2/2025

Wirkungsvolle Absicherung beruht auf einem Mix der Quellen, sauber gestaffelten Laufzeiten und der aktiven Steuerung von Zins- und Liquiditätsrisiken. Neben klassischen Verlängerungen gewinnen Amend-to-Extend, Strukturverbesserungen und bilanzschonende Working-Capital-Instrumente an Gewicht. Ergänzend erhöhen transaktionsreife Datenräume, Szenario- und Stresstests die Platzierungswahrscheinlichkeit und verkürzen Time-to-Close.

  • Laufzeiten managen: Laddering, frühzeitige Optionen, gestufte Fälligkeiten.
  • Quellen diversifizieren: Schuldschein, Private Credit/Unitranche, Mezzanine, Club-Deal.
  • Liquidität freisetzen: ABS/Factoring, Supply-Chain-Finance, Dynamic Discounting.
  • Zinsrisiko hedgen: Caps/Collars, Swaptions, selektive Fixierung über Forward-Start-Swaps.
  • Struktur anpassen: Covenant-Reset, Security-Optimierung, Sale-and-lease-back.
  • ESG nutzen: KPI-gebundene Marge, Greenium-Potenziale, transparente Offenlegung.
  • Execution vorbereiten: Rating-Simulation, Investor-Education, Marktfenster-Monitoring.

Welche Branchen gelten 2025 als besonders gefährdet?

Besonders unter Druck geraten 2025 Bau und Immobilien, energieintensive Industrie, Automobilzulieferer, stationärer Handel sowie Logistik. Treiber sind hohe Finanzierungskosten, schwache Nachfrage, volatile Energiepreise und zunehmender Regulierungsdruck.

Warum spitzt sich die Lage im Bau- und Immobiliensektor zu?

Im Bau- und Immobiliensektor belasten hohe Zinsen, strenge Effizienzvorgaben und steigende Baukosten. Projektfinanzierungen stocken, Neubau wird verschoben, Bestandswerte geraten unter Druck. Insolvenzen im Ausbaugewerbe und bei Projektentwicklern nehmen zu.

Welche Risiken treffen die Automobil- und Zulieferindustrie?

Die Automobil- und Zulieferindustrie kämpft mit schwacher Absatzdynamik, Preisdruck durch E-Modelle, teuren Rohstoffen und Transformationskosten. Kapazitäten müssen angepasst werden, während China-Konkurrenz Marktanteile gewinnt und Plattformwechsel Investitionen bindet.

Wie entwickelt sich die Situation im Einzelhandel?

Im Einzelhandel drücken Kaufzurückhaltung, Preiswettbewerb und höhere Personalkosten auf Margen. Frequenzen im stationären Geschäft bleiben niedrig, Mieten steigen. Omnichannel erfordert Investitionen, die kleinere Formate und Nischenanbieter finanziell überfordern.

Welche Herausforderungen stehen Energieversorgern bevor?

Versorger stehen zwischen Investitionszwang und Erlösunsicherheit. Netzausbau, Speicher und erneuerbare Kapazitäten binden Kapital, Genehmigungen verzögern Projekte. Spotpreis-Volatilität und Marktregeln erschweren Hedging, während Kundenwechsel den Wettbewerb verschärfen.

Ergebnisse vergangener Tarifrunden: Lehren für 2025

Die Auswertung vergangener Tarifrunden zeigt zentrale Muster: Abschlüsse zwischen Inflationsausgleich, Reallohnsicherung und Arbeitszeitmodellen; wachsende Bedeutung von Einmalzahlungen und Laufzeiten; unterschiedliche Dynamiken zwischen Branchen und öffentlichem Dienst. Aus diesen Erfahrungen lassen sich Ansatzpunkte für Tarifziele und Strategien im Jahr 2025 ableiten.

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Reallohnentwicklung im Blick

Die jüngsten Runden zeigen: Realeffekte entstehen aus dem Zusammenspiel von Preisverlauf und Tarifarchitektur. Einmalzahlungen federten Kaufkraftverluste in Hochinflationsphasen ab, erhöhen jedoch nicht den Basiseffekt und laufen aus. Stufenerhöhungen mit kurzen Abständen stützten Reallöhne, sofern die Inflation gleichzeitig nachließ; bei zäher Teuerung wirkten Index- oder Schutzklauseln (Nachverhandlung ab Schwelle) robuster. Branchen mit hoher Produktivität je Stunde hielten reale Zuwächse eher, energie- und importabhängige Sektoren gerieten häufiger in Kaufkraftdefizite.

Für 2025 spricht vieles für Normalisierung mit Restrisiken. Maßgeblich ist, ob Effektivlohn-Drift und Mindestbetragselemente untere Entgeltgruppen real stärken, ohne die Lohnstruktur zu verzerren. In budgetengen Bereichen gewinnen soziale Komponenten und Arbeitszeitoptionen an Gewicht, exportstarke Industrien setzen eher auf produktivitätsgebundene Korridore. Ein kompakter Indikatorensatz hilft, Reallohnwirkung, Kostenpfad und Beschäftigung gleichzeitig im Blick zu halten.

  • Gleitender 12‑Monats‑CPI vs. nominaler Tabellenanstieg
  • Effektivlohn vs. Tariflohn (Drift in %)
  • Anteil und Timing von Einmalzahlungen
  • Produktivität je Stunde und Output-Preisweitergabe
  • Lohnabstand zum Mindestlohn/unteren Gruppen
  • Fluktuation und Krankenquote als Kostenindikatoren
Instrument Wirkung auf Reallohn Risiko 2025
Einmalzahlung Kurzfristig stabilisiert Basiseffekt fällt weg
Stufenerhöhung Verstetigt Zuwächse Falsches Timing
Indexklausel light Schützt bei zäher Inflation Planungssicherheit sinkt
Mindestbeträge Stärken untere Gruppen real Strukturkompression
Arbeitszeit-Optionen Netto-Kaufkraft durch Zeitnutzen Kapazitätsengpässe

Einmalzahlungen vs. Tabelle

Vergangene Runden zeigen, wie stark die Wahl zwischen Einmalzahlungen und Tabellenerhöhungen Lohnstruktur, Kostensteuerung und Bindung beeinflusst. Einmalige Beträge liefern schnelle, oft steuerlich begünstigte Impulse und puffern Preisschocks, ohne die Entgeltbasis dauerhaft zu erhöhen. Tabellenschritte heben die Basisvergütung, wirken in Zulagen, Sonderzahlungen und Rente fort und stärken die Tarifdynamik. Mischmodelle glätten Volatilität, verschieben jedoch die Balance zwischen kurzfristiger Entlastung und strukturellem Aufbau.

  • Kaufkraft: sofort spürbar vs. nachhaltig und kumulativ
  • Kostenwirkung: einmalig und budgetierbar vs. dauerhaft mit Folgeeffekten
  • Verteilung: Pauschalen stützen untere Entgeltgruppen; prozentuale Hebungen stärken mittlere/obere Gruppen
  • Inflationsumfeld: hohe Teuerung begünstigt Einmalzahlungen; Normalisierung spricht für Tabelle
  • Laufzeit/Staffelung: längere Laufzeiten koppeln moderate Tabelle mit Entlastungspaketen
  • Kombinationen: Sockelbetrag plus Prozent glätten Verteilungseffekte

Aus vergangenen Runden leitet sich für 2025 ab: Pfadmodelle gewinnen, bei denen ein früher Entlastungsimpuls über Einmalbeträge mit späteren, gestaffelten Tabellenschritten verknüpft wird. Branchen mit hohem Margendruck tendieren zu stärker pauschalen Lösungen; Segmente mit Fachkräfteengpässen setzen Akzente bei der Tabelle. Entscheidend bleiben Transparenz und Passgenauigkeit zur Preis- und Produktivitätsentwicklung.

Kriterium Einmalzahlung Tabellenerhöhung
Reallohn-Effekt kurzfristig langfristig
Wirkung auf Zulagen/Rente gering hoch
Kostenprofil einmalig, planbar dauerhaft, dynamisch
Verteilung pauschal, stützt unten prozentual, stärkt Mitte/oben
Bindung/Signal Entlastung Wertschätzung, Entwicklung
Schockresilienz hoch mittel

Laufzeiten und Flexklauseln

Vergangene Tarifrunden zeigen eine Verschiebung hin zu längeren Laufzeiten (häufig 18-24 Monate) kombiniert mit präzisen Nachsteuerungslogiken. Inflationsspitzen wurden zunehmend über Einmalzahlungen und gestufte Erhöhungen abgefedert, während Indexfenster und Wiederaufnahmeklauseln Planungssicherheit mit Reaktionsfähigkeit verbanden. Regionale und betriebliche Öffnungsklauseln erlaubten Differenzierungen entlang von Produktivität, Auftragslage und Energiekosten, ohne das Flächenniveau zu unterlaufen.

  • Inflations-Trigger (z. B. CPI 12M > definiertem Schwellenwert) mit begrenzter Nachverhandlung
  • Produktivitäts-/Auftragsindikatoren als Korridor für Vorziehen oder Verschieben von Stufen
  • Härtefallklauseln an Gewinn-/Verlustschwellen gekoppelt
  • Öffnungsklauseln für standortspezifische Tempo- oder Volumenanpassung
  • Tabellenwirksamkeit zeitversetzt; hohe Einmalanteile zur Dämpfung kurzfristiger Volatilität

Für 2025 kristallisieren sich hybride Modelle heraus: 12+12‑Monats-Architekturen mit definierten Triggern, reallohnorientierte Korridore statt fester Stufen, sowie eine klarere Trennung zwischen Basistabelle und variablen Komponenten. Branchen mit zyklischem Risiko tendieren zu kürzeren Phasen und engeren Korridoren, während kapitalkräftige Segmente längere Horizonte mit Re‑Opener favorisieren. Entscheidend bleibt die transparente Verknüpfung von wirtschaftlichen Kennziffern und Mechanik, um Überhitzung zu vermeiden und Investitionsentscheidungen nicht zu verzerren.

Branche Laufzeit (Monate) Flexklausel Wirkung 2022-2024
Metall/Elektro 24 Inflations‑Trigger, Re‑Opener Stabilität trotz hoher Teuerung
Chemie 20 Härtefall an Ergebnis gekoppelt Planbarkeit, begrenzte Nachsteuerung
ÖD 24 Indexfenster, Stufung Reallohnsicherung via Einmalanteile
Logistik 18 Standort‑Korridor, Öffnung Schnelle Anpassung an Nachfrage

Sektorale Unterschiede 2022-24

Zwischen 2022 und 2024 öffneten sich die Lohnpfade deutlich je nach Branche. In exportorientierten Industrien mit hoher Preisdurchsetzung wurden zweistufige Abschlüsse mit längerer Laufzeit und kräftigen Einmalzahlungen bevorzugt, um Inflationsspitzen abzufedern und Planungssicherheit zu wahren. Sektoren mit enger Budgetbindung oder regulierten Preisen setzten stärker auf Sockelbeträge und Stufenlogiken, die untere Entgeltgruppen relativ aufwerten. Parallel stiegen qualitative Elemente wie Arbeitszeitkorridore, Qualifizierung und Schichtzuschlagsregeln, oft als Gegenleistung für längere Ruhe in der Fläche.

  • Arbeitskräftemangel: Engpassberufe erzielten überdurchschnittliche Zuwächse und kürzere Laufzeiten.
  • Kostenweitergabe: Energie- und Vorleistungsintensität bestimmte die Fähigkeit zur Preisanpassung.
  • Produktivität & Margen: Sektoren mit Ertragspolstern kompensierten Inflation eher prozentual, andere über Einmalzahlungen.
  • Staatliche Rahmung: Tariftreue- und Pflegevorgaben verschoben Schwerpunkte zu Sockelbeträgen und Tabellenanhebungen.
  • Konjunkturzyklus: Auftragslücken drückten auf Volumina, erhöhten aber den Bedarf an flexiblen Öffnungsklauseln.

Branche Lohnplus Laufzeit IAP Schwerpunkt
Metall/Elektro hoch lang ja Stufen + Einmal
Chemie mittel mittel ja Stabilität, Qualifizierung
ÖD Bund/Kommunen mittel-hoch lang ja Sockel + Tabellenanhebung
Bau mittel mittel teils Wegezeiten, Zuschläge
Logistik hoch kurz teils Fachkräftesicherung
Pflege mittel mittel teils Sockel, Eingruppierung

Für 2025 deuten die Muster auf selektive Kombinationen aus Prozent- und Sockelkomponenten, differenziert nach Ertragslage und Arbeitsmarktengpässen. Kürzere Laufzeiten in zyklisch sensiblen Sparten, Ergebnis- oder Produktivitätskorridore in margenschwachen Bereichen und gezielte Entlastungen unterer Entgeltgruppen bleiben wahrscheinlich. Einmalzahlungen behalten als Brücke bei schwankender Inflation Relevanz, werden jedoch häufiger mit Transformations- und Qualifizierungspakten verknüpft. Wo Budgets gedeckelt sind, entstehen Spielräume über Zeitkonten, Zuschlagsarchitekturen und Schichtmodelle; in global preissetzenden Industrien stützen Stufenabfolgen die Planbarkeit. Insgesamt spricht die Streuung der Vorjahre für mehr Branchenspezifik statt eines einheitlichen Pfads, gestützt durch klare Öffnungsklauseln für Betriebe mit abweichender Lage.

Handlungsempfehlungen 2025

Tariffergebnisse der Vorjahre zeigen, dass 2025 eine Kombination aus planbarem Lohnpfad und belastbaren Schutzklauseln erforderlich ist. Sinnvoll sind eine Sockelbetrag-plus-Prozent-Architektur zur Stärkung niedriger Entgeltgruppen, ein Indexkorridor gegen unerwartete Preisschübe sowie eine mittelkürzere Laufzeit mit optionaler Öffnung bei konjunkturellen Schocks. Ergänzend erhöhen Qualifizierungsbudgets, Transformationsprämien und klar definierte Arbeitszeitoptionen die Akzeptanz und stützen die Produktivität in der Umbruchphase.

  • Sockel + Prozent: ausgewogene Verteilungseffekte, Stabilität für untere Gruppen
  • Indexkorridor: automatische Nachsteuerung bei Ausreißerinflation
  • Laufzeit 12-15 Monate: Flexibilität bei raschem Preis- oder Konjunkturwechsel
  • Qualifizierungsfonds: Fähigkeitenaufbau für Digitalisierung und grüne Transformation
  • Arbeitszeitkonten: planbare Spielräume statt dauerhafter Strukturkosten
  • Sozialkomponente: zielgenaue Entlastung, hohe Signalwirkung
  • Kommunikationspfad: stringente Botschaften, Meilensteine, Eskalationsmatrix

Für die Umsetzung sind Szenariomodelle (Inflation, Produktivität, Beschäftigung), klare Mandatsleitplanken und eine abgestimmte Eskalationslogik entscheidend. Ein kompaktes Set messbarer Kennzahlen sichert Kurs und Glaubwürdigkeit, während ein sektorübergreifendes Benchmarking Verhandlungsspielräume realistisch verortet. Die folgende Übersicht skizziert zentrale Bausteine mit Ziel und zeitlicher Verankerung.

Maßnahme Ziel Zeitraum
Preisgleitklausel Reallohn sichern Q1/2025
Sockel + Prozent Balance unten/oben Runde 1
Laufzeit 14 Monate Flexibilität Abschluss
Qualifizierungsbudget Produktivität Laufend
Transformationsprämie Akzeptanz Einmalig

Welche Trends prägten die Tarifabschlüsse der letzten Jahre?

Tarifrunden der letzten Jahre brachten höhere nominale Abschlüsse, getrieben von Inflation und Fachkräftemangel. Reallohnsicherung blieb zentrales Ziel, flankiert von Einmalzahlungen. Branchenunterschiede und Flexibilisierung nahmen zu.

Welche Rolle spielte die Inflation bei den Ergebnissen?

Inflation wirkte als Haupttreiber. Viele Abschlüsse kombinierten prozentuale Erhöhungen mit steuerfreien Inflationsausgleichsprämien. Staffelungen sollten Preis- und Konjunkturrisiken abfedern, ohne Betriebe unverhältnismäßig zu belasten.

Welche Instrumente erwiesen sich als besonders wirksam?

Wirksam waren Einmalzahlungen und Inflationsausgleichsprämien zur kurzfristigen Entlastung, ergänzt durch tabellenwirksame Erhöhungen für nachhaltige Effekte. Öffnungsklauseln boten Spielräume, ohne Flächentarifprinzipien aufzugeben.

Wie entwickelten sich Laufzeiten und Stufenmodelle?

Laufzeiten verlängerten sich teils auf 24 Monate und mehr, oft mit Stufenmodellen. So ließen sich Planbarkeit und Kostenverteilung verbessern. Vorziehen niedriger Entgeltgruppen gewann an Gewicht, um soziale Balance und Bindung zu stärken.

Welche Lehren lassen sich für 2025 ableiten?

Für 2025 empfehlen sich Mischmodelle: moderate tabellenwirksame Erhöhungen, gezielte Einmalzahlungen und längere Laufzeiten mit Flex-Klauseln. Klare Reallohnziele und branchenspezifische Differenzierungen bleiben zentrale Orientierung.